Das Geschäftsjahr 2002 war durch ein solides Umsatzwachstum gekennzeichnet, durch eine Reihe wichtiger neuer Produkte und einen starken Fokus auf die Entwicklung neuer Technologien, mit denen sich Microsoft für die Zukunft positioniert. Trotz der allgemein angespannten Wirtschafts-lage konnten wir für dieses Jahr ein Umsatzwachstum von 3,7 Milliarden US-Dollar verzeichnen. Der Umsatz lag bei 28,37 Milliarden US-Dollar. Das operative Ergebnis konnte um 190 Millionen US-Dollar erhöht werden und liegt nun bei 11,91 Milliarden US-Dollar.

Die starke Nachfrage nach Windows XP und weiterer Desktop-Software hat sich positiv auf unser Ergebnis ausgewirkt. Der Umsatz im Bereich Enterprise Software hat sich dabei wesentlich stärker entwickelt als der Umsatz in dem durch einen starken Wettbewerb gekennzeichneten Server-Markt. Durch den Launch der X-Box und Zuwächse im Bereich der gebührenpflichtigen MSN-Angebote konnten die Umsätze im Consumer-Bereich ebenfalls deutlich gesteigert werden.

Im Laufe des nächsten Jahres wird Microsoft mehrere wichtige neue Produkte auf den Markt bringen, dazu gehören die Windows XP Tablet PC Edition und die Windows .NET Server. Wir planen eine Erhöhung der Forschungs- und Entwicklungsausgaben um 20 Prozent. Die Ausgaben für diesen Bereich liegen dann bei 5,2 Milliarden US-Dollar. Um unserer Rolle als Marktführer Rechnung zu tragen und unsere Aktivitäten auf die Zukunft auszurichten, haben wir eine neue Unternehmensvision formuliert: „Wir unterstützen Menschen und Unternehmen in der ganzen Welt darin, ihr Potenzial so weit wie möglich auszuschöpfen.“ Um dieser Vision gerecht zu werden, müssen klare Werte und Grundsätze definiert werden. Wir werden diese Prinzipien in all unser Tun und Handeln integrieren.

Marktführerschaft bei innovativen Plattformen

Ein Highlight des vergangenen Jahres war die überwältigende Marktakzeptanz von Windows XP. Mit Windows XP erhält der PC-User zu Hause und im Büro eine höhere Zuverlässigkeit sowie noch mehr Sicherheit und Leistung. Auch für Office XP konnten wir ein nachhaltiges Wachstum verzeichnen. Mehr als 60 Millionen Lizenzen wurden in den zwölf Monaten nach dem Office-Launch im Mai 2001 verkauft. Die neue Office-Version, die voraussichtlich nächstes Jahr auf den Markt kommt, öffnet unseren Kunden neue Wege der Kommunikation und Zusammenarbeit.

Um unsere Vision zu verwirklichen, Applikationen an jedem Ort zu jeder Zeit und über jedes Endgerät verfügbar zu machen, haben wir eine Reihe neuer Windows-Versionen für kleine und mobile Endgeräte auf den Markt gebracht. Dazu gehören die Pocket PCs und Empfänger für digitales Kabelfernsehen. In diesem Herbst werden wir zudem den ersten Tablet PC vorstellen. Dieses Produkt vereint die Leistung und Geschwindigkeit eines Desktop-PCs mit der Flexibilität und Mobilität eines Notepads und sorgt damit für erhöhte Produktivität.

Eines unserer vorrangigen Ziele ist die Ausweitung unserer Position als Anbieter von Software-Lösungen für kleine und mittelständische Unternehmen. Im Juli 2002 haben wir Navision übernommen. Navision ist ein weltweit agierender Anbieter von integrierter Software für die Finanzverwaltung und andere Geschäftsprozesse. Durch den Zusammenschluss von Navision und Microsoft Great Plains zu Microsoft Business Solutions können wir eine große Palette an Applikationen und Services bereitstellen, mit denen Unternehmen ihre Kosten reduzieren, Prozesse straffen und Services optimieren können. Wir planen eine Vielzahl neuer Produkte für diesen Markt, dazu gehört auch eine Lösung für den Bereich Customer Relationship Management, die voraussichtlich im nächsten Geschäftsjahr auf den Markt kommen werden.

Die Aussichten von .NET und XML Web Services

In den nächsten fünf Jahren wird die Microsoft .NET-Architektur einen beachtlichen Anteil am Umsatzwachstum des Unternehmens haben. .NET bietet einzigartige Möglichkeiten, Informationen, Systeme, Geräte und Anwender in einer einheitlichen und personalisierten Weise miteinander zu verbinden. Mit dem Einsatz von Industriestandards auf XML-Basis – einer universellen Sprache für die Beschreibung und den Austausch von Daten – möchten wir mit Hilfe von Web Services eine nahtlose, gemeinsame Nutzung von Informationen über verschiedene Plattformen und Programmiersprachen hinweg und über das Internet ermöglichen.

Software-Entwickler und führende Technologie-Anbieter haben das Potenzial von Web Services bereits erkannt. Ein Beispiel für die breite Unterstützung dieser Technologie ist die Gründung der Web Services Interoperability Organization Anfang des Jahres. Diese Organisation wurde von Microsoft gemeinsam mit anderen Unternehmen ins Leben gerufen, um Beratungsleistungen und Best Practices für die Entwicklung von XML Web Services anzubieten. Inzwischen gehören der Organisation mehr als 120 Mitglieder an.

Um Software-Entwickler mit den Tools und Infrastrukturen auszustatten, die für den Aufbau und den Einsatz von XML Web Services und anderen .NET-basierten Lösungen notwendig sind, haben wir im Februar dieses Jahres Visual Studio .NET und das .NET Framework auf den Markt gebracht. Für das Geschäftsjahr 2003 ist der Launch der Windows .NET Server geplant. Windows .NET Server werden in Zukunft die wichtigste Plattform für die Entwicklung und das Hosting von Web Services und Unternehmenslösungen sein.

Viele Unternehmen, die uns beim Testlauf der vielversprechenden Beta-Version der Windows .NET Server unterstützen, konnten sich bereits ein Bild von den zahlreichen Vorteilen dieses neuen Produkts machen. JetBlue Airways plant beispielsweise den Einsatz des .NET Servers als Plattform für ein neues Reservierungssystem sowie für den sicheren Zugriff auf unternehmenseigene Computer und Gebäude mittels biometrischer Daten. Die sehr junge Fluggesellschaft hat in diesem Rahmen bereits ein „papierloses Cockpit“ realisiert. Die Handbücher werden den Piloten in elektronischer Form zur Verfügung gestellt und mit Hilfe einer Applikation, die die Entwickler von JetBlue mit Microsoft Visual Studio .NET geschrieben haben, automatisch upgedatet. Die Microsoft Technologie reduziert die IT-Ausgaben von JetBlue auf rund 1,5 Prozent des Umsatzes. Der allgemeine Durchschnitt bei Fluggesellschaften liegt bei fünf Prozent.

Neue Angebote für Konsumenten

Unsere strategischen Investitionen in neue Consumer-Geschäfte haben uns im letzten Jahr bereits viele Erfolge eingebracht, und vom kommenden Jahr dürfen wir noch mehr erwarten. In den acht Monaten nach dem Launch des X-Box Videospiel-Systems im November 2001 wurden 3,9 Millionen Konsolen und 20 Millionen X-Box Spiele verkauft. MSN gehört bereits seit langem zu den beliebtesten Portal-Sites im Internet und hat sich als führender Anbieter von Breitband-Internet-Zugängen in den USA etabliert.

Microsoft hat zusammen mit mehr als einem Dutzend führender Elektronik-Anbieter eine neue Serie von Flat-Panels und schnurlosen Displays entwickelt. Damit können Anwender im ganzen Haus von den Vorteilen von Windows XP profitieren. Die Smart Displays werden rechtzeitig zur Weihnachtszeit in den Geschäften verfügbar sein. Das gilt auch für die PCs mit der neuen Windows XP Media Center Edition. Diese ermöglicht Remote-Access-Kontrolle für digitale Musik und Filme und verfügt zudem über einen integrierten, persönlichen Video-Recorder.

Investitionen in die Zukunft

Der langfristige Erfolg von Microsoft als Unternehmen liegt uns sehr am Herzen, im Hinblick auf unsere 50.000 Mitarbeiter, unsere Aktionäre, die Branche, unsere Kunden und die Regionen, in denen unser Unternehmen mit eigenen Niederlassungen vertreten ist.. Für die Zukunft sind einige Entwicklungen besonders hervorzuheben.

Kartellverfahren

Im November 2001 haben Microsoft und das Justizministerium in dem drei Jahre währenden Kartellrechtsstreit einen außergerichtlichen Vergleich abgeschlossen. Die General-Staatsanwälte von neun US-Staaten sind diesem Vergleich beigetreten, neun weitere US-Staaten haben sich zur Fortsetzung des Rechtsstreites entschlossen. Der Vergleich verpflichtet Microsoft in einigen Bereichen zu grundlegenden Änderungen der Geschäftspolitik. Microsoft fühlt sich in hohem Maße verpflichtet, diesen Verpflichtungen nachzukommen. Das Consent Decree stellt aus unserer Sicht einen für Microsoft harten, aber auch einen vernünftiger Kompromiss dar, der Industrie, Konsumenten und der Wirtschaft im Allgemeinen zu Gute kommen wird.

Trustworthy Computing

Im Januar dieses Jahres haben wir in einem Rundschreiben an unsere Mitarbeiter beschrieben, was unserer Auffassung nach in den nächsten zehn Jahren die wichtigste Herausforderung für Microsoft und die gesamte Branche ist: Die Bereitstellung einer IT-Umgebung, die genauso zuverlässig ist wie das elektrische Licht zu Hause. Als erster Schritt in Richtung mehr Zuverlässigkeit, Sicherheit, Datenschutz und Integrität hat Microsoft zahlreiche Veränderungen bei den internen Geschäftsabläufen und -verfahren vorgenommen. Mehrere tausend Microsoft-Ingenieure sind mit einem speziellen Training für die Entwicklung von sicherer Software geschult worden. Darüber hinaus haben wir umfangreiche Sicherheitsanalysen jeder einzelnen Zeile des Quellcodes von Windows und von anderen Produkten durchgeführt.

Diese Aktivitäten zeigen jetzt erste Resultate. Die Sicherheits-Updates für Microsoft Outlook hatten beispielsweise einen gewaltigen Rückgang von Virus-Attacken per E-Mail zur Folge. Im Hinblick auf die Komplexität von IT und das rasante technologische Wachstum wird die Entwicklung von sicheren, vertrauenswürdigen IT-Umgebungen allerdings mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Flexible Geschäftsabläufe

Um interne Entscheidungsprozesse zu straffen, die eigenständige unternehmerische Führung der wichtigsten Geschäftsbereiche von Microsoft zu verstärken und die Zusammenarbeit aller Unternehmensbereiche zu erhöhen, haben wir in unseren internen Geschäftsabläufen einige Änderungen vorgenommen. Eine der wesentlichen Neuerungen ist die Bereitstellung von Tools, Ressourcen und Entscheidungsbefugnissen, mit denen die Leiter der wichtigsten Geschäftsbereiche maßgebliche Entscheidungen in den Bereichen Produktentwicklung, Vertrieb, Marketing und Finanzwesen selbst treffen können.

Ein vertrauenswürdiges Unternehmen

Im Laufe des letzten Jahres gerieten zahlreiche namhafte Firmen durch Finanzskandale in die Schlagzeilen. Darunter hat die Vertrauenswürdigkeit der Unternehmen und das Vertrauen der Aktionäre erheblich gelitten. Microsoft nimmt seine Verpflichtung gegenüber seinen Aktionären, Kunden, Partnern und Mitarbeitern sehr ernst. Wir versuchen, offen darzulegen, wie unser Geschäft läuft. Dazu gehören auch Hinweise auf mögliche Risiken. Darüber hinaus versuchen wir, das Betriebsvermögen richtig zu bewerten und nicht überzubewerten. Sämtliche Aufwendungen und Verbindlichkeiten werden in unseren Geschäftszahlen berücksichtigt. Im Einklang mit unseren Vorstellungen von Ehrlichkeit und Integrität, nach denen wir unsere gesamten Aktivitäten ausrichten, haben wir in allen Einzelheiten offen gelegt, wie sich die Aktienoptionen der Mitarbeiter auf die Einnahmen von Microsoft auswirken.

Aktienoptionen sind wichtige Anreize, um exzellente neue Mitarbeiter zu gewinnen und auch ein wesentlicher Faktor für die Mitarbeitermotivation. Wir haben beide den Großteil unseres persönlichen Kapitals in Microsoft-Aktien investiert. Seit dem Börsengang von Microsoft im Jahre 1986 haben wir persönlich nie Aktienoptionen angenommen und werden dies auch zukünftig nicht tun. Wir hoffen, dass Ihnen dies die Sicherheit gibt, dass unsere persönlichen Interessen mit den langfristigen Interessen aller Aktionäre übereinstimmen.

Persönlich freuen wir uns, dass wir einen Beitrag zur Entwicklung von Technologien leisten dürfen, die es den Menschen erlauben, ihr Potenzial so weit wie möglich auszuschöpfen. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.

Bill Gates
Chairman and Chief Software Architect

Steven A. Ballmer
Chief Executive Officer